Penzlin (umgangssprachlich auch: Punschendörp genannt) ist eine Kleinstadt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern (Germany). Am 28. Februar 1263 erhielt sie durch den Fürsten Nicolaus von Werle-Güstrow das Schwerinsche Stadtrecht und ist heute Sitz der Verwaltung des Amtes Penzliner Land.
Die aus einer slawischen Siedlung hervorgegangene Kleinstadt liegt im Städtedreieck Waren, Neubrandenburg und Neustrelitz. Sie ist heute verkehrsgünstig über die Bundesstraße 192 zu erreichen und bildet einen wichtigen Knotenpunkt in der Region.
Mit der Alten Burg inklusive des berühmten Hexenkellers, dem Voß-Haus, der St. Marienkirche, dem Stadtsee und verschiedenen historischen Gedenkstätten besitzt Penzlin einen besonderen Charme, der in diesem interaktiven Stadtrundgang näher beleuchtet werden soll.
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Neue Burg
Im Jahr 1810 ließ Georg Ferdinand von Maltzan auf den Resten eines slawischen Burgwalls ein schlichtes Herrenhaus im Stil des Klassizismus errichten. Ab 1816 bewohnte er dieses mit seiner Familie.
Entworfen wurde die so genannte „Neue Burg“ vermutlich nach Plänen des jungen Karl Friedrich Schinkel. Im Inneren des Gebäudes befanden sich eine große, geschwungene Freitreppe, ein Saal und mehrere Salons – unter anderem ein „blauer Salon“. Die „Neue Burg“ beherbergte eine bedeutende Gemäldesammlung aus dem 18. Jh. und andere Kunstgegenstände.
Sie war durch eine Holzbrücke mit der „Alten Burg“ verbunden, die der Familie von Maltzan unter anderem zur Unterbringung von Gästen diente.
Kurz nach der Errichtung des Gebäudes wurde die alte Zufahrt, die von Buchen und Dornenbüschen umgeben war, vergrößert und eine Lindenallee -die heutige Wilhelm-Scharff-Allee – angepflanzt. Auf dem Gelände befand sich die Gärtnerei mit Obstbäumen, Gemüsebeeten und Gewächshäusern, in denen Blumen und exotische Früchte angebaut wurden.
Hinter der „Neuen Burg“ erstreckte sich bis hin zum Wäldchen „Horst“ der großzügig angelegte Park der Familie von Maltzan.
Mitten im Park befand sich ein kleiner Pavillon, der im Sommer für kleine Picknicks und Teestunden genutzt wurde. An zwei Aussichtspunkten, mit Blick zur Stadt Penzlin und am so genannten „Wootzenblick“, gab es Bänke mit Steintischen.
Der jüngste Sohn von Ferdinand von Maltzan, Johannes und seine Frau Anna veranstalteten auf der Neuen Burg viele Feste, Bälle und Konzerte für den Adel der gesamten Umgebung. Dabei wurden sie von bedeutenden Musikern und Sängern unterhalten.
Um 1900 waren sie Gastgeber für bekannte Künstler und ihre Schüler, die in „Malschulen“, die Kunst der Landschaftsmalerei studierten.
Mit all diesen künstlerischen und repräsentativen Ambitionen lebte die Familie von Maltzan weit über ihre Verhältnisse. Als dann die Weltwirtschaftskrise kam und Johannes von Maltzan verstarb, war der Besitz nicht mehr zu halten.
Die Familie ging 1929 in Konkurs – sodass die wertvolle Inneneinrichtung der „Neuen Burg“ mit der Kunstsammlung in Berlin versteigert wurde.
In der Neuen Burg waren seit dem Ende des zweiten Weitkrieges Flüchtlinge untergebracht. Nach anderthalbjähriger Umbauzeit wurde sie dann zu einem Schulgebäude umfunktioniert.
Hier wurde am 7. Oktober 1949, am Gründungstag der DDR, die „Zentralschule Martin Andersen Nexö“ eröffnet. Es war die erste Schule dieser Art in der DDR, in der unter dem Motto „Stadt und Land – gleicher Bildungsstand“ Schüler der 7. Und 8. Klassen lernten und im Internat wohnten.
1952 traten am Gebäude erhebliche Schäden auf – infolgedessen die Schule in ein anderes Gebäude zog.
In späteren Jahren wurde die „Neue Burg“ als Schulhort und auch wieder als Schule genutzt. Nach einer längeren Umbauphase und dem Anbau einer Sporthalle ist sie seit 2008 das Bürgerzentrum der Stadt Penzlin. Hier treffen sich Vereine, in der Sporthalle wird der Sportunterricht der Penzliner Schule durchgeführt und es finden Veranstaltungen statt.
Alte Burg Penzlin – Museum für Alltagsmagie und Hexenverfolgungen in Mecklenburg
Die im 13. Jh. erstmals genannte „Alte Burg“ ist mit ihrem alten Hexenkeller ein Publikumsmagnet. Das Gebäude liegt nördlich der Altstadt. Früher war die Penzliner Burg eine große, bewohnte Torburg, die durch umfangreiche Umbauten, ihre heutige Gestalt erhielt. Kurzgesagt ist sie ein aus Backstein gemauerter Rest einer Niederungsburg.
Heute ist mit der mittelalterlichen Torburg nur der kleinere Teil einer ursprünglich großen Burganlage erhalten. Der heute nicht mehr existierende größere Teil der Burg befand sich auf dem Gelände der heutigen Neuen Burg.
Die Besitzverhältnisse der Burg und gleichzeitig auch der Stadt Penzlin sind lückenlos bekannt. 1414 verpfändeten die Fürsten von Werle ihre Penzliner Besitztümer an die Moltzans / Maltzans. Nach unzähligen Streitigkeiten und kriegerischen Auseinandersetzungen wurde Berend Moltzan mit Burg, Stadt und Weiterem belehnt. Von da an ist das Rittergeschlecht der Maltzans bis 1932 in Penzlin ansässig gewesen. Innerhalb dieser großen Zeitspanne gab es an der Burg mehrere bauliche Veränderungen.
Während des 30jährigen Krieges von 1618 bis 1648 wurden mit großer Wahrscheinlichkeit Teile der Burg zerstört, sodass die Familie von Maltzan ein so genanntes „weißes Haus“ bewohnte, welches heute nicht mehr erhalten ist. Erst 1816 bezogen sie ein neu errichtetes Herrenhaus, nicht unweit der Burg. Dieses wird auch als „Neue Burg“ bezeichnet und stellt heute das Bürgerzentrum Penzlins dar.
Der vermutlich älteste erhaltene Teil ist die 1520 erbaute Schwarzküche mit einem 12 Meter hohen ca. 1550 entstandenen Rauchfangmantel, der sich durch Jahrhunderte alten Kochspuren schwarz färbte.
Sehenswert ist auf jeden Fall der Rittersaal, in dem die Reste einer dekorativen Deckenbemalung aus dem 19. Jh. zu sehen ist. Seit 1996 wird dieser als Standesamt genutzt.
Die Alte Burg ist seit 1940 Eigentum der Stadt Penzlin. Seither wurde sie vorrübergehend als Unterkunft für Umsiedler und Flüchtlinge, Schule und Jugendclub genutzt. Die museale Nutzung des Hexenkellers und einzelner Räume begann dann 1953. 2 Jahre später – also 1995 – wurde dann der Südflügel/ Südanbau der alten Burg eingeweiht.
Außerdem bildet die Alte Burg mit ihrem slawischen Wall, dem Burghof, dem Burggarten sowie den Resten der Stadtmauer seit 1995 wieder eine in sich geschlossenen Anlage.
Wie bereits erwähnt, werden einige Räumlichkeiten als Fachmuseum für Alltagsmagie und Hexenverfolgungen in Mecklenburg genutzt. Besichtigt werden können der Rittersaal, der Hexen- und der Folterkeller sowie die Verliese, die Schwarzküche, ein Kräutergarten und eine Ausstellung zum Thema Hexenverfolgung und Alltagsmagie in Mecklenburg.
Im Obergeschoß des Museums erwarten den Besucher ineinandergreifende Themenstationen der ständigen Ausstellung wie beispielsweise: Namen und Schicksale, Hexenjustiz, Hexenfurcht in der Bauernstube, usw. In den Kellern Themen wie: „Nur die im Dunkeln sieht man nicht“ und Der Fall Benigna Schultzen aus Penzlin (1699-1711), etc. Des Weiteren bietet das Museum attraktive Erlebnis- und Erfahrungsorte, aber auch Projekte, Ferienangebote und unterrichtsbegleitende Workshops.
Städtisches Krankenhaus Penzlin
Der Bau des alten Krankenhauses in Penzlin begann im Jahr 1864. Nur drei Jahre später, am 19. Oktober 1867, wurde es dann eingeweiht. 20 bis 30 Patienten konnten in ihm versorgt werden. Die Kosten für die Pflege, die ärztliche Versorgung und Mahlzeiten betrugen damals 16 Schilling pro Tag, was ungefähr ein Euro in unserer Zeit wären. Bedürftige wurden sogar kostenlos behandelt.
Um ein angemessenes Umland mit Spazierwegen zu schaffen, wurde ein Teil der Stadtmauer abgetragen und der Wallgraben eingeebnet.
Laut einem Bericht des Arztes Dr. Krüger, der die Anregung zum Bau des Krankenhauses gab, wurden bis zum 31. Dezember 1868 122 Patienten gepflegt, von denen in diesem Zeitraum 5 verstarben. Darunter waren zwei an Typhus Erkrankte, da sich zur Zeit von 1867 bis 1869 eine Typhus- Epidemie in Penzlin ausbreitete. Neben Dr. Krüger als leitendem Arzt gab es in den ersten Jahren zwei „Krankenwärter“ und eine Diakonisse als Krankenpflegerin.
Dr. Krüger war 1870/71 für den Lazarett-Dienst im deutsch-Französischen Krieg einberufen worden. Nach acht Monaten im Kriegsdienst und nach dringender Bitte des Magistrats der Stadt Penzlin wurde er schließlich vom Militärdienst freigestellt. Neben seiner Tätigkeit in der Penzliner Praxis und im Krankenhaus hatte er noch weitere Aufgaben zu bewältigen. Deshalb wurde das Krankenhaus, laut Bericht des Bürgermeisters Otto Piper, selbständig von der Diakonissin bewirtschaftet, bis es die Stadt 1882 in eigener Regie weiterführte.
Daraufhin stellte die Stadt zwei Krankenschwestern ein und stattete das Krankenhaus mit modernsten Geräten aus.
Die Klinik entwickelte sich zu eine der fortschrittlichsten in der Region. Die Patienten kamen aus dem weiten Umkreis der Stadt und Vertreter anderer Städte aus der Umgebung besichtigten das Krankenhaus, um Eindrücke und Inspiration für den Aufbau eigener Kliniken zu sammeln.
Als die sowjetische Armee im Mai 1945 in Penzlin einzog, flüchteten die Krankenschwestern und die Klinik war verlassen. Nach einer Schließzeit mit notdürftiger Versorgung von Patienten im Pfarrhaus durch Pastor Hendrik mit seinen Helfern standen ab August 1945 im Krankenhaus 19 Betten zur Verfügung.
Nach dem Ende des 2. WK gerieten Krankheiten wie Typhus, Diphterie und Tuberkulose in Umlauf. In einer naheliegenden Baracke und im Felsensaals des Hotels ´Seehof´ wurden infolgedessen zwei Seuchenstationen mit 140 Betten eingerichtet.
Verantwortlich für das Krankenhaus war in dieser Zeit Dr. Hans Berkhausen, der später als verdienter Arzt des Volkes geehrt wurde.
In den nächsten Jahren wurde das Krankenhaus nicht nur um Betten erweitert.
Zusätzlichen zu den stationären Behandlungen, kamen auch immer mehr
ambulante Versorgungen hinzu. Eingerichtet wurden eine Zentralheizung, moderne
Sanitäreinrichtungen und ein Entbindungszimmer.
Mit der Eröffnung des Landambulatoriums 1953 entspannte sich Lage, da ambulante Behandlungen beziehungsweise Untersuchungen nur noch dort durchgeführt wurden.
Das Krankenhaus bestand bis 1973, ab dann wurde das Gebäude bis 1993 als Altenpflegeheim genutzt. Danach ging es in privaten Besitz über und wurde aufwendig saniert.
Alms-Apotheke Penzlin
Die Alms-Apotheke in der Großen Straße 52 ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. Sie hat eine lange Tradition. Der Apotheker Pfuhl baute sie sich bereits 1710. Als sie dann 1725 vom großen Stadtbrand betroffen war, wurde sie kurzerhand – und gleich doppelt so groß – wieder aufgebaut. Neben der Burg ist die Apotheke das älteste nicht kirchliche Gebäude der Stadt.
Das Gebäude hatte erst eine Fachwerk-Fassade. Um 1750 wurde das Haus dann vollständig verputzt und präsentierte sich so nahezu unverändert bis zur Sanierung in den 199ziger Jahren. Die Apotheke blieb bis 1840 im Besitz der Familie Pfuhl. Zeitweise war ihr eine bekannte Weinhandlung angegliedert, die sogar den Großherzog von Mecklenburg-Strelitz belieferte.
Immer wieder haben in der Geschichte Entdeckungen eine große Rolle gespielt. Die Entdeckung des Santonins ist ein Beispiel dafür. Das Santonin ist ein Mittel gegen die Wurmkrankheit. Im Jahre 1830 gelang es zwei Deutschen, aus den Blüten des sogenannten Wurmsamens, den Hauptwirkstoff Santonin in kristalliner Form zu gewinnen.
Einer der beiden war der Apotheker Karl Kahler aus Düsseldorf. Der andere, Joachim August Alms, war Mitarbeiter der Pfuhl´schen Apotheke zu Penzlin. Kahler schickte im April 1830 eine Probe der Santoninkristalle und einen Bericht über seine Entdeckung an den Apotheker Rudolf Brandes, den damaligen Oberdirektor des „Apothekervereins im nördlichen Teutschland“. Auch Alms sandte im August 1830 seine Proben und seine Arbeit dazu an Brandes.
Dieser veröffentlichte die beiden Arbeiten im selben Heft des „Archivs des Apothekervereins im nördlichen Teutschland“. Auch im „Pharmaceutischen Centralblatt“ findet man einen Bericht über den neuen kristallisierbaren Stoff durch die Pharmazeuten Kahler und Alms. Unabhängig voneinander hatten diese beiden Männer den gleichen Wirkstoff entdeckt.
1832 entdeckte Alms einen weiteren neuen Stoff, das Picrolichenin, ein fiebervertreibendes Mittel. Nach seiner Zeit als Apothekergehilfe studierte Alms Medizin und arbeitete fortan als Arzt.
Die frühere „Burg-Apotheke“ wurde ihm zu Ehren 1961 in „Alms-Apotheke“ umbenannt.
St. Marienkirche
Seit der Reformationszeit stellt sie den Versammlungsort der evang. -luth. Kirchengemeinde Penzlin dar. Von weitem ist die Marienkirche aus allen Richtungen zu sehen. Die Kirche wird von verschiedenen Autoren auch als Glucke bezeichnet. „Da sie wie ein Huhn, oder eben eine Glucke ihre Flügel über ihren Küken ausbreitet. So thront auch die Kirche über den Häusern der Stadt.“
Wann sie erbaut wurde, lässt sich nicht genau sagen. Allerdings wird sie in einer Urkunde von 1273 erwähnt. Die Südkapelle stammt aus dieser Zeit.
Früher soll es in der Kirche drei Kapellen mit drei Altären gegeben haben. Das dreischiffige Langhaus und der Turm wurden im 14. Jh. erbaut. In der Reformationszeit baute man die Kirche dann um. So erhielt sie ihr heutiges Aussehen, allerdings noch ohne Apsis und mit einem viel höheren Turm. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche zwischenzeitlich als Lazarett genutzt.
Wahrscheinlich legte man im 16. Jh. im südlichen Kapellenanbau eine unterirdische Gruft an. Nach der Bestätigung des Kirchenpatronats 1702 ließ Hans-Heinrich von Maltzan in der Südkapelle eine oberirdische Familiengruft (Mausoleum) anlegen. Die ältesten in Sarkophagen bestatteten Familienmitglieder sind seine Söhne Heinrich-Leopold und Otto-Julius.
Bei einem großen Stadtbrand 1725 brannte der Kirchturm nieder. Der Dachstuhl und das Gewölbe stürzten ein. 1735 wurde der Kirchturm in geringerer Höhe und mit einem stumpfen Pyramidendach wieder aufgebaut und das Kirchengebäude wiederhergestellt.
1877/1878 erfolgte dann eine gründliche Renovierung durch Johannes von Maltzan. Die Kirche erhielt u. a. ein massives Gewölbe. Die Ostapsis (der Altarraum) wurde angebaut und die Inneneinrichtung im neugotischen Stil erneuert.
Im Kirchturm befinden sich vier Glocken. Die Bronzeglocke „Soli Deo Gloria“ stiftete Otto Julius von Maltzan zur Erinnerung an den großen Brand von 1735. Die drei weiteren Glocken wurden im Ersten und Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen und 1961 durch Stahlglocken ersetzt. Allerdings gibt es seit 2014 wieder vier Bronzeglocken.
Die Patronatsloge mit dem Patronatsgestühl erinnert an die große Bedeutung der Familie von Maltzan, die von 1414 bis 1932 über zwanzig Generationen in der Penzliner Burg lebte und die Stadt mit der gesamten Umgebung prägte. Über viele Generationen und bis in die heutige Zeit engagierten und engagieren sich Mitglieder dieser Familie für den Erhalt der Marienkirche. Die Spuren des engen Verhältnisses zwischen den Maltzans und der Kirche sind überall erkennbar: so auch an der Inschrift in der ältesten Glocke und an den Wappen an der Orgel und am Altar.
Die Maltzans haben über zwanzig Generationen lang von 1414 bis 1929 Burg, Kirche, Stadt und Umland von Penzlin geprägt.
1530 wurden die Brüder Georg I und Joachim II von Maltzan aus Penzlin als Freiherren zu Wartenberg und Penzlin vom Kaiser Karl V. in den Reichsfreiherrenstand erhoben.
Georg blieb in Penzlin und führte die „ältere Linie Penzlin“ weiter. Joachim übernahm die neue Herrschaft in Wartenberg in Schlesien. Als jedoch Georgs Linie Ende des 18. Jh. ausstarb und Burg und Stadt Penzlin sich selbst überlassen waren, kam Joachims Ur-Urenkel Hans-Heinrich 1702 aus Schlesien nach Penzlin zurück, verkaufte sein schlesisches Gut, erneuerte den alten Familienbesitz und rettete somit Penzlin vor der totalen Überschuldung und seine Familie vor dem Verlust Penzlins.
Nach dem Tod von Johannes von Maltzan 1927 ging die Familie von Maltzan 1929 in Konkurs. Ihre Besitztümer und die große Kunstsammlung wurden versteigert. Mit dem Tod von Anna von Maltzan 1932 endete die Ära der Maltzans in Penzlin.
Wie jedes ältere Bauwerk wurde auch diese Kirche mehrmals umgebaut und renoviert. 2009/2010 erfolgte, unter anderem mit Städtebau-Fördermitteln, Geldern der Kirchgemeinde und durch Spenden aus der Familie von Maltzan, eine umfassende Sanierung des Innenraums der Kirche. Die Familiengruft der Maltzans wurde aus dem oberirdischen Mausoleum in die historische Gruft verlegt und in der Südkapelle entstand ein Andachtsraum für die Kirchgemeinde. Dort erinnern Gedenktafeln an Georg I, Georg II und Joachim von Maltzan.
Am 25. Oktober 2009 wurde die St. Marienkirche dann mit den Worten „Heute ist ein Tag des Dankes und der Freude“ eingeweiht.
Nach Europa kam die Tabakpflanze durch den italienischen Seefahrer Christoph Kolumbus. Nicht nur die Pflanze, sondern auch die Anwendungsmöglichkeiten – nicht nur rauchen, sondern auch kauen, die er sich bei den Ureinwohnern abschaute, kamen auch im kleinen Städtchen Penzlin an. Die Kauvariante war besonders bei den Seeleuten sehr beliebt, da auf den Holzschiffen kein Feuer erlaubt war.
Allerdings war der Kautabak nicht nur auf See gefragt. Auch die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern erfreuten sich am Geschmack der Pflanze.
Mitte des 19 Jh. wandelte sich Tabakindustrie, sodass mit Dampfkraft angetriebene Maschinen eingesetzt wurden. Infolgedessen entstanden die ersten Tabakfabriken. Auch in Penzlin gründete Carl Schenck zusammen mit seinem Bruder Friedrich 1870 eine Kautabakfabrik am Markt. Bis 1908 leiteten sie den Betrieb und entwickelten die bekannte Marke Priemdies.
Der Nachfolger Heynold, ein Handelsvertreter aus Hamburg, erweiterte den kleinen Betrieb und gab ihr den gesetzlich geschützten Namen. (Priemdies)
Hergestellt wurde Priemdies aus hochwertigem Kentucky-Tabak, den Heynold importieren ließ. Die Tabake kamen dann in Holzfässern per Bahn im Zollamt Neubrandenburg an und konnten anschließend von dort abgeholt werden.
In der Fabrik angekommen, wurde der Tabak dann per „Soßierung“ aromatisiert. So erhielt man dann, nach einem mehrmonatigen Reifungs- und Trocknungsprozess, die verschiedensten Geschmackssorten. So standen Geschmackrichtungen wie Feige, Zitrone, Lakritze, usw. zur Verfügung.
In den 20igern kam die Kautabakfirma dann in ernste finanzielle Schwierigkeiten. Sodass ein Zahlungsaufschub beim Zollamt Neubrandenburg nur durch einen Grundschuldbrief über 1500 g Feingold und dem Grundbesitz der Firma Priemdies erreicht wurden.
Auch während des 2. WK gestaltete es sich schwierig, die Fabrik am Laufen zu halten. So brauchte Heynold, selbst für die Erstellung der Siegelmarken, etliche Genehmigungen. Als Heynold dann 1946 starb, übernahm sein Sohn die Firma. Doch unter den chaotischen Umständen der Nachkriegszeit konnte er sich nicht behaupten. Folglich wurde 1950 die Produktion eingestellt.
1999 wurden aus den Räumlichkeiten der ehemaligen Kautabakfabrik und einem Neubau seniorengerechte Wohnungen, eine Begegnungsstätte für Veranstaltungen, ein Büro der Volkssolidarität und ein Laden erbaut. Ein für die „Priemdies“-Tabakproduktion verwendeter Kupferkessel wird heute als „Hexenkessel“ im Museum Burg Penzlin präsentiert.
Johann-Heinrich-Voß-Literaturhaus Penzlin
Das Haus in der Turmstraße 35 ist ein einfaches Fachwerkhaus. Wahrscheinlich wurde es kurz nach dem Stadtbrand 1725 erbaut. Erbauer des Hauses ist der damalige Baron von Maltzan, der als Patron der Kirche und der Schule tätig war. Ungefähr 100 Jahre – bis zum Jahr 1846 – befanden sich in diesem alten Schulhaus die Wohnung des Rektors und die Unterrichtsräume. Die Architektur des Gebäudes hebt sich nicht von den alten Bürgerhäusern der Stadt ab.
Allerdings wird die Bedeutung des Hauses klar, wenn man bedenkt, dass in diesem Stadtschulhaus am Markt Johann Heinrich Voss in den Jahren 1759 – 1766 als Schüler der Rektorklasse lernte. 1751, kurz nach seiner Geburt, zogen seine Eltern mit ihm nach Penzlin, wo sein Vater als Dammzollpächter und Gastwirt tätig war. Die Familie Voß bewohnte das Haus in der Großen Straße 67, welches 1901 durch einen Brand vernichtet wurde.
“In Penzlin war es, wo ich zuerst Vater und Mutter lallte und die ersten Eindrücke meiner Kindheit empfing.“, so erinnerte sich Johann Heinrich Voß. In der Penzliner Schule lernte der ausgesprochen begabte, fleißige und wissbegierige Schüler die Literatur zu schätzen und erkannte ihren gesellschaftlichen Wert. Demnach wurde in dieser Schule das Fundament seiner geistigen Entwicklung gelegt. Mit seinen Dichtungen gilt Johann Heinrich Voß heute als der konsequentesten Vertreter der bürgerlichen Aufklärung. Seine Übersetzungen der Ilias und der Odyssee im griechischen Versmaß sind einzigartig und beispielgebend für Generationen späterer Übersetzer.
Nachdem das Leben und Werk von Johann Heinrich Voß in vielen Sonderausstellungen gewürdigt worden war, suchte man in der Stadt Penzlin über Jahre einen geeigneten Ort, um den Dichter und Übersetzer in einer Dauerausstellung zu würdigen.
1999 wurde das alte, stark heruntergekommene Fachwerkhaus als erhaltungswürdig eingestuft. Daraufhin begann die Sicherung des Gebäudes. Obwohl bei der Sicherung erhebliche Mängel ans Tageslicht kamen, entschied man sich, so viel wie möglich vom alten Gebäude zu erhalten. Da das nötige Geld noch nicht vorhanden war, gestaltete sich die Sicherung des Hauses als vorerst erster und letzter Schritt.
Über Jahre sammelte die Stadt Penzlin Fördermittel und gewann Sponsoren, um dieses historische Gebäude sanieren zu können. Heute beherbergt das denkmalgeschützte Fachwerkhaus das Johann-Heinrich-Voß-Literaturhaus der Stadt Penzlin mit der Stadtbibliothek und der Ausstellung „Johann Heinrich Voß. Ein Grieche in Mecklenburg“.
Alle Bereiche des Hauses sind barrierefrei mit einem Fahrstuhl erreichbar. Die Stadt Penzlin als Bauherr und der Architekt Christian Peters erhielten für das Voß-Haus eine Belobigung im Rahmen des Landesbaupreises 2019.
In der Johann-Heinrich-Voß-Ausstellung kann man neben der Zusammenführung von Texten auch begehbare Multimedia erkunden. Die Ausstellung bietet Einblicke in die Dichtungen von Voß und den biographischen Kontext ihrer Entstehung. Das eindrucksvolle Übersetzungswerk wird ebenfalls präsentiert und durch eine Hörstation erlebbar gemacht.
Der Hof mit Terrasse bietet einen weiteren Erlebnis- und Lernort. Das Museum ist für Einzelbesucher, Familien, Besuchergruppen und – mit spannenden Projektangeboten – auch für Lehrer und Schüler offen.
Schulcampus Penzlin
1846 wurde die Stadtschule in der Hirtenstraße eingeweiht. Damit die Schule an diesem Standort errichtet werden konnte, stellte die Familie von Maltzan einen Teil des Burg-Gartens zur Verfügung. Bis zu diesem Zeitpunkt erhielten die Penzliner Schüler ihren Unterricht in mehreren Gebäuden der Stadt, u. a. im Rektorhaus in der Turmstraße 35. Im Jahr der Eröffnung besuchten 450 Schüler in 6 Klassen diese Schule. Sie wurden von 6 Lehrern und einer Handarbeits-Lehrerin unterrichtet.
Wie man an der großen Schülerzahl unschwer erkennen kann, war die Schule schon bei ihrer Eröffnung zu klein. Schon 1880 wurde das Schulgebäude erweitert. Es enthielt nun neben der Rektorwohnung und einem Konferenzzimmer 10 Klassenräume für den normalen Schulbetrieb und ab 1884 zwei zusätzliche Klassenräume für Gewerbeschulklassen. Zu dieser Zeit war jeder Lehrling und jeder Geselle bis zum vollendeten 18. Lebensjahr verpflichtet, die städtische Gewerbeschule zu besuchen. Im Jahr 1884 waren 50 Lehrlingen vor Ort eingegliedert.
1884 wurden in der „Penzliner Bürgerschule“ mehr als 500 Schüler unterrichtet. Für den Besuch der Schule musste ein Schulgeld entrichtet werden, dessen Höhe je nach Alter der Schüler gestaffelt war. Für Schüler, die nicht aus Penzlin stammten, war das Schulgeld höher als für die Penzliner Schüler.
Im Laufe der Zeit hatte sich der Penzliner Magistrat nach vielen Verhandlungen und Streitigkeiten immer mehr Rechte über die Gestaltung des Schulwesens zurückerobert, so dass das Mitbestimmungsrecht der Familie von Maltzan als Schulpatron immer minimaler wurde und schließlich endete.
Im letzten Schuljahr während des Zweiten Weltkrieges lernten an der Penzliner Schule 590 Schüler in 13 Klassen. Am 26. Januar 1945 wurde der Unterricht eingestellt. Die Schule war dann für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt worden. Erst am 1. Oktober 1945 konnte die Schule wieder eröffnet werden. Am 19. 3. 1948 erhielt die Schule den Namen „Johann Heinrich Voß“. Zu dieser Zeit war die Anzahl der Schüler durch die vielen in Penzlin und Umgebung lebenden Flüchtlingskinder stark angestiegen. Es wurden 752 Schüler in 19 Klassen unterrichtet. Es war dringend notwendig geworden, die Schule zu vergrößern. Durch das große Engagement des Bürgermeisters Dr. Bahmann gelang es 1949, einen Erweiterungsbau mit vier Schulräumen und einem Physikraum zu errichten. Es war der erste neue Schulbau weit und breit und deshalb damals eine kleine Sensation.
Im Schuljahr 1971/72 wurden über 900 Schüler in 33 Klassen in mehreren Gebäuden der Stadt unterrichtet. Unterricht fand in der Neuen Burg, im Haus Beyerplatz 4 und sogar im Wallschlösschen statt. Erst 1978 konnte sich mit der Einweihung eines Schulneubaus für die Oberschule „Johann Heinrich Voß“ in der Hirtenstraße 14 die räumliche Situation entspannen.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erfolgte eine umfassende Sanierung und Erweiterung des historischen Schulgebäudes in der Hirtenstraße. 1996 wurde in diesem Gebäude die „Verbundene Haupt- und Realschule „Johann Heinrich Voß“ eingeweiht. Der benachbarte Schulneubau von 1978 beherbergte seitdem die „Grundschule an der alten Burg“. Im Schuljahr 2014/2015 mussten die Grundschüler vorübergehend umziehen, denn ihre Schule wurde von Oktober 2014 bis 2016 umfassend saniert, modernisiert und erweitert. Unter anderem entstand eine Mensa, die auch als Aula genutzt werden kann. Mit dem Jahresempfang der Stadt Penzlin, der am 13. Januar 2016 in der neuen Mensa stattfand, wurde der neue Schulcampus feierlich eröffnet.
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